17.04 - 03.05.2024 Zum Tee nach Marocco
Rückblick: Vor 10 Jahren gab es schon einmal eine fantastische Reise mit dem Motto "Zum Tee nach Istanbul". Damals eine organisierte Reise mit dem Motorrad Action Team und überwiegend auf geteerten Straßen. Diesmal sind wir "nur" zu Zweit, wollen Marocco auf Abwegen kennenlernen, haben nur die Fährpassagen Marseille - Tanger med - Marseille vorgebucht und planen von Tag zu Tag.
Extra für die Reise habe ich mir eine alte F650 GS 1 Zylinder Maschine mit bereits 95000 KM zugelegt. Ob das gutgeht ???
Mi.17.04.: Los gehts bei denkbar schlechtem Wetter. 4 °C, Regen Hagel, Wind. Über die Autobahn bis Lyon. Aufwärmen im Hotel Kyriad Sud Sainte Foy.
Do.18.04.: Erst ab Orange wird das Wetter trocken, dafür geraten wir rund um die Fährterminals in Marseille in ein Mega-Verkehrschaos und wir brauchen mehrere Anläufe um "unser" Schiff die Pelagos zu finden. Unterwegs noch, bereits das erste Technikproblem an der kleinen GS. Dauerblinken wird einfach durch Entfernen der Sicherung behoben - dann eben ohne Blinker weiter 😁
Sa.20.04.: Nach 2 Tagen an Bord erreichen wir Tanger-med am Nachmittag. Die Einreiseformalitäten wurden weitgehend schon auf dem Schiff geklärt, sodass es zügig von der Fähre ging. Schon wieder ein Regentag 😯. Währung (Dirham), Telefonkarte und Tanken sind schnell erledigt und wir können bald im 130 KM entfernten Chefchaouen (die blaue Stadt) im Hotel Alkhalifa einchecken. Am Abend gab es dann noch in der schönen Altstadt (Medina) eine erste Tajine zu Essen.
So.21.04.: Chefchaouen bis Azrou ca. 350 KM. Wetter wieder schlecht. Voller Nebel im Rif-Gebirge. Schlechte Straßen, riesige, tiefe Löcher. Unterwegs Halt in kleinem Dorf . Überall wird Haschisch angeboten, der süßliche Duft hängt in der Luft. Kinder springen zum Abklatschen auf die Straße. Verfahren auf übler Nebenstrecke. Fes im Verkehrschaos nur gestreift. Späte Ankunft auf einer abgelegenen ehemaligen Farm. Schönes Gemäuer aber saukalte Zimmer und ein müffelndes Bad 🙄
Mo.22.04.: Azrou bis Imilchil ca. 260 KM. Endlich schönes Wetter. Nach einer Teepause in belebter Marktkulisse folgt noch im Ort ein schwerer Einstieg auf eine steile Schotterpiste (mehr was für Esel 😉). Schraube vom Kettenspanner an der kleinen GS löst sich und der Deckel bricht ab. Es geht aber weiter. Das Hotel in Imilchil ist einfach aber der Besitzer sehr freundlich. Zu Essen gibt es ? - eine Tajine 🤨.
Di.23.04.: Imilchil bis Boumale de Dades ca. 180 KM. Kettenspanner konnte notdürftig repariert werden. Mittags stürzt Thomas nach einer schönen Teepause in einer Sandkuhle. Zum Glück ist nicht's schlimmeres passiert und Fahrer und Maschine können den Weg fortsetzen. Nach durchfahren der Todraschlucht übernachten wir in Boumale in einem supertollem Hotel. Motos parken in der Garage. Alle sind hier megafreundlich. Da wir frühzeitig einchecken nutze ich die Gelegenheit zum ersten Wäschewaschen. Irritation am Geldautomat. Ich will 2000 Dirham abheben, bekomme aber nur 200 ?!
Mi.24.04. Dades Schlucht bis Tizi N Isly. Erst herrliche Asphaltkurven und Kehren (einige Touri's). Dann im Zweiten Abschnitt der Schlucht auf Schotter (wieder allein) 😂. Vor Tizi N Isly schlagen wir nocheinmal einen Bogen auf herrlichen, abgelegenen Schotterwegen durch die fantastische Landschaft. Ein Mega Glückstreffer ist die (von außen unansehliche) Unterkunft neben der Straße. Liebevoll eingerichtete Zimmer, gutes Essen und ein tolles Frühstück am Morgen. Zwar konnte ich die Tür nach dem Abschließen nicht mehr öffnen (Schloß kaputt), aber es gab ja noch ein offenes Fenster 🤣. Schreck am Morgen - eine der vorderen Gabeln an meiner GS verliert Öl. Der Simmering gibt auf. Vorsichtiges säubern der Dichtlippe bringt kein Erfolg. Geht auch ohne Dämpferöl 🦾
Do.25.04. Tzi N Isly bis Missour ca. 250 KM. Es geht mal eben 100 KM am Stück auf Schotter gen Osten durch die Berge mit defekter Gabel. Was soll's. Ignorieren. Berauschende Landschaftseindrücke, kräfteraubender Ritt. Erst bei Midelt gibt es wieder Asphalt, wobei der auch nur zur Hälfte die Piste bedeckt 😄. Wir buchen die einzige Unterkunft in der Gegend um Missour (Gite Boukhalfa) in einem ärmlichen Ort. Wiedermal sind wir die einzigen Gäste. Essen gibt es erst ab 21.00 Uhr. Egal, ich falle müde ins Bett.
Fr.26.04. Missour bis Taza ca.250 KM. Heute in direkter Linie Richtung Taza gefahren. Dabei alle Straßenzustände mitgenommen. Teerfreie Strecken waren stressfrei befahrbar. Wechselhafte Landschaften von wüstenähnlich bis blühende Wiesen. Thomas kippt beim Wenden um. Die Konzentration und Kondition lässt nach den vielen, zum Teil langen Fahrtagen mit wenig Pausen doch etwas nach. Taza ist wenig einladend. Auch die Medina von außen nicht. Keine Hotels in der Stadt gefunden. Nochmal 30 KM fahren und im Nationalpark in einem guten Hotel übernachtet.
Sa.27.04. "Taza bis Küste ca. 250 KM. Immer wieder mal Schotter. Anstrengender Fahrtag. Erst durch den Nationalpark, dann in gerader Linie bis Targuist. Ekelhafter Belag, ähnlich ganz feinem Rollsplit. Starke Steigungen und Gefälle mit ausgewaschenen Rinnen. Puh. An meinem Motorrad versagt erneut (wie auf der Probefahrt in Spanien) die Hinterradbremse. Beläge sind wohl verglast. Scheibe überhitzt. Na prima. Jetzt fahre ich ohne Blinker, mit defekter Gabel und ohne Hinterradbremse - aber ich fahre 😂 Eine Furtdurchfahrt bringt nochmal etwas Spaß. Später folgt eine nagelneue kurvenreiche Teerstraße bis zum Zielort Kalah Iris an der Küste.
So.28.04 Fahrt nach Tetouan ca. 180 KM. Heute mal kein Schotter. Schön entspannt soll es an der Küste bis zum Zielort gehen. Doch schon am Ortsende stehen wieder über 10 KM heftige Schotterpassagen an um die Küstenstraße zu erreichen. Ich küsse den Asphalt bei erreichen der Teerlinie 😃. In Tetouan parken die Bikes in der Tiefgarage vom Hotel Atenas. Der Stadtbummel führt uns in die imposante Medina wo kräftig um die Waren gefeilscht wird. Wir feilschen und kaufen am Ende (für marokkanische Verhältnisse überteuerte Datteln 😂. Eine bleibende Erinnerung wird allerdings auch ein armer Mensch sein, der sich offensichtlich bauchabwärts gelähmt nur mit seinen Händen stützend über eine Straße robbt. 😥. Das willst du nicht sehen !
Mo.29.04. zur Fähre nach Tanger-med ca. 120 KM. Ausgeruht, auf guten Straßen bei schönem Wetter die letzte Tour durch die Berge zur Fähre. Es könnte ein schöner Abschluss werden. Doch 20 Km vor dem Fährhafen schlägt der Kühler von Thomas 1250er GS leck. Wir sind früh an der Fähre und planen eine Reparatur durch BMW erst bei Ankunft in Marseille. 2 Tage Zeit auf der Fähre zur Organisation sollte reichen.
Wir müssen 8h am Fährhafen warten bevor das Einschiffen beginnt. Unfassbar lange Wartezeit. Alle Fahrzeuge, auch unsere Motorräder werden vollständig gescannt. Dazu fährt ein LKW mit Ausleger an der Kolonne vorbei. Mega!
Mi.01.05- Fr. 03.05. Marseille bis Home. ca. 900 KM. Die Zeit auf der Fähre verging erstaunlich schnell. Thomas versucht alles, eine Reparatur zu organisieren. Pech nur, auch in Frankreich ist der 1.Mai ein Feiertag. Wir verbringen noch einen Tag im Marseille, in einem prima Hotel nahe dem Hafen. Marseille zeigt sich dabei von seiner schönen Seite. Am nächsten Tag ist ein neuer Kühler in Marseille nicht zu bekommen, aber 20 KM weiter in einer kleinen Werkstatt schon. Nur haben die keine Zeit zum Einbau. Das machen wir dann selbst im Regen am Straßenrand. Da das Kühlsystem aber entgegen der Behauptung von BMW Marseille wohl nicht ohne Unterdruckgerät entlüftbar ist, bleibt auch mit neuem Kühler die Temperatur hoch. Der Lüfter muss Schwerstarbeit leisten. Trotzdem, und obwohl wir uns auf der Autobahn zwischenzeitlich verloren hatten, übernachteten wir noch einmal gemeinsam in Bourg en Bresse. Am nächsten Tag allerdings musste Thomas wegen Motorüberhitzung und Batterieproblemen ca. 150 Km vor der Grenze zu Deutschland aufgeben und das Motorrad abstellen.
Ich fuhr dann allein weiter und war gegnen 15.00 Uhr tatsächlich daheim.
FAZIT : ALTER Mann, ALTES Motorrad - läuft 😂 PS: Das Motorrad wurde defekt und dreckig sofort weiter verkauft. Der Käufer will damit nach ? Marocco. Yeah!